Keine Gurus

Es gibt so viele Angebote zur Persönlichkeitsentwicklung. Ich habe selbst auch vieles ausprobiert und meistens konnte ich aus den Veranstaltungen etwas für mich mitnehmen. In den ersten Jahren meines Weges der großen Veränderungen, das war im Alter von bereits 48 Jahren, kamen große Erkenntnisse und Erlebnisse in dichter Folge. Ich war fasziniert von den klugen und teils charismatischen Leitern, dass ich dachte, hier würde die Lösung für alle Probleme liegen und ich dachte, alle Menschen müssten diese Seminare besuchen.

Ich bin generell ein Mensch, der genau hinschaut und die Dinge hinterfragt. Und so merkte ich meistens recht schnell, dass die Leiter dieser Persönlichkeitsentwicklungs-Veranstaltungen letztendlich auch nur ganz normale Menschen wie Du und ich mit ihren Mustern und Triggerpunkten waren. Warum sollte es auch anders sein.

Auch wenn ich das zunächst als eine gewisse Ernüchterung empfunden hatte, kann ich doch sagen, dass mich die meisten Seminare voran gebracht haben und dass ich die meisten Veranstaltungen je nach der individuellen Situation auch anderen Menschen empfehlen würde. Aber ich würde jedem davon abraten, sein Glück nur bei einem „Guru” zu suchen. Und ich würde auch davon abraten, jemand zu seinem Guru zu machen, also alles was der sagt und empfiehlt, ohne eigene Überprüfung zu glauben oder umzusetzen.

Genau das habe ich aber sehr häufig bei anderen Teilnehmenden beobachtet. Und ein Stück weit ist es ja auch verständlich. Denn es ist verlockend, jemand zu haben, der einem immer den Weg weist.

Es ist ganz bestimmt gut, an sich zu „arbeiten”. Es ist gut, vieles auszuprobieren. Aber wer jemand zu seinem Guru erhebt, gibt die Verantwortung über sein eigenes Leben aus der Hand.

Etwas plakativ möchte ich es so ausdrücken:

Sei neugierig und lernbereit, probiere vieles aus, nimm dir Anregungen und Weisheiten aus den vielen Quellen und von den vielen klugen Menschen, die es gibt, für dein eigenes Leben. – Sei dein eigener Guru. – Denn ansonsten gibt es keine Gurus.

(Explizit ausnehmen muss man sicherlich große Meister, die es in östlichen Traditionen gibt, die sich aber auch, soweit ich es verstanden habe, durch Bescheidenheit und Demut auszeichnen. Ich hatte nie Kontakt zu einem solchen Menschen.)